Am 10. März 2000
erreichte der NASDAQ Composite Index 5132 Punkte. Auf seinem
Höchststand glaubten vor allem Momentum-Investoren, dass das
Potenzial von Technologie-, Medien- und Telekommunikationswerten
schier unerschöpflich sei. Gängige Bewertungsmodelle wurden
kurzerhand verworfen, als die Generation der New Economy-Gurus in
schillernden Farben ausmalte, wie Technologie unser Leben nachhaltig
verändern würde. Viele Anleger fragten sich, ob die wertorientierte
Anlagestrategie überhaupt noch eine Rolle spielt. Investoren, die
auf Substanzwerte setzten und dem allgemeinen Trend nicht folgten,
wurden zu diesem Zeitpunkt gerne als Spielverderber abgestempelt.
Besonders in den Vereinigten Staaten opferten Privatanleger ihre
finanzielle Unabhängigkeit, indem sie ihre Aktienkäufe zunehmend
über Kredite finanzierten. Schnell kippte diese Situation. Bereits
als der NASDAQ auf seinem höchsten Stand war, wurden erste Zweifel
an dem neuen Paradigma der Bewertungen laut. Ein Großteil der
Dotcom-Unternehmen - einst die Lieblinge der Anleger - hatte seine
besten Zeiten bereits hinter sich. Gewinnwarnungen
Die Geduld vieler Investoren wurde zusätzlich
strapaziert, als sogar führende E-Commerce-Unternehmen weit von der
Gewinnschwelle entfernt waren und Gewinnwarnungen aussprechen
mussten. Infolge hoher Liquiditätsverluste standen einige
Unternehmen vor dem Aus. Selbst angesehene Technologie- oder
Telekommunikationsunternehmen erlebten einen deutlichen Absturz
ihres Aktienkurses, weil sie ihre Gewinnziele nicht erreicht hatten.
Wurden vor einem Jahr Aktien allein wegen der Chancen geordert,
werden seitdem nur noch die möglichen Risiken der New Economy-Titel
gesehen. Abgehobene
Bewertungen
Die wertorientierten Templeton Manager erinnerte
diese Situation an den japanischen Markt gegen Ende der 80er Jahre.
Auch hier erreichten die Bewertungen völlig utopische Niveaus. "Als
der japanische Markt seinen Höhepunkt erreicht hatte, waren wir
bereits zwei Jahre vorher ausgestiegen und die Performance war
entsprechend schlecht. Aber für uns war das eine gute Entscheidung,
wir wurden in der Folge mit einer langen Periode
überdurchschnittlicher Ergebnisse belohnt."
Gewaltiges Potenzial
"Wir hatten viele der führenden
Technologieunternehmen im Portfolio, aber wir haben sie verkauft,
als sie unseren Zielkurs übertrafen. Die Erträge investierten wir in
eine Anzahl von Unternehmen mit sehr guten Bewertungen", erläutert
George Ritchie, Manager des Templeton Global Growth (Euro) Fund.
"Viele der von uns bevorzugten Titel sind Unternehmen der Old
Economy, die völlig aus der Mode gekommen waren, aber nach unserer
Auffassung ein gewaltiges Potenzial haben." Den Wert erkennen
Einige dieser Unternehmen haben Probleme hinter
sich und wechselten deshalb ihr Management aus. Sie wurden dadurch
wieder professionell geführt und erzielten gute Gewinne. Die
Aktienkurse dieser Unternehmen spiegelten jedoch noch nicht die
verbesserten Perspektiven wider. In einigen Sektoren waren die
Bewertungen so niedrig, dass Konkurrenzunternehmen die vorhandenen
Werte entdeckten; das Ergebnis war eine Welle von Übernahmen. Die
Zukunft für Substanzwerte-Fonds erscheint demnach positiv. Reine
Wachstumswerte der New Economy bleiben in einem schwierigen Markt
weiterhin verwundbar - besonders nach den schlechten Erfahrungen der
meisten Investoren. Was zählt,
ist Wachstum
Wachstumsaktien und wertorientierte Aktien
entwickelten sich selten parallel. Beide haben Phasen, in denen sie
ein jeweils besseres Ergebnis erzielen. In den letzten Jahren hat
die wachstumsorientierte Anlage (Growth) die wertorientierte (Value)
eindeutig übertroffen. Dadurch wurden wertorientierte Anleger
natürlich nervös. Verbunden mit dem zunehmenden Trend, Fondsmanager
nach der kurzfristigen Performance ihrer Fonds zu beurteilen, führte
dies dazu, dass von den wertorientierten Fonds Mittel abgezogen
wurden. Was ist ein
wertorientierter Fonds?
Ziel einer wertorientierten Anlage ist
langfristiger Wertzuwachs und die Erhaltung des investierten
Kapitals. Sie stützt sich auf die Fundamentalanalyse der Aktien
eines Unternehmens, vor allem auf der Grundlage der sowohl von dem
Unternehmen selbst als auch von seinen Wettbewerbern gelieferten
Bilanzzahlen. Die Grundannahme dieses Ansatzes ist, dass sich die
Aktienmärkte irrational verhalten und dass folglich die Aktienkurse
nicht immer den wahren Wert eines Unternehmens widerspiegeln.
Vereinfacht ausgedrückt, ist eine "Value-Aktie" ein Wertpapier,
dessen Marktpreis niedriger ist als sein von den Fondsmanagern
ermittelter "wahrer" Wert. Die Templeton Analysten gehen nach dem
"Bottom-up"-Ansatz vor. Das Ziel der Templeton Fondsmanager ist es,
"Schnäppchen" zu erwerben. Infolgedessen bemühen sich unsere
Analysten, Aktien mit hervorragenden langfristigen Perspektiven zu
finden, die gleichzeitig zu ungewöhnlich niedrigen Kursen gehandelt
werden. Diese Wertpapiere tendieren dazu, relativ niedrige
Kurs/Gewinn-, Kurs/ Buchwert- und Kurs/Cash-flow-Verhältniswerte zu
haben. Solche Werte deuten im Allgemeinen auf eine unangemessene
Bewertung der Unternehmen durch den Markt hin. Die langfristige Anlagestragie
Templeton ist davon überzeugt, dass die Märkte
langfristig effizient sind. Daher versuchen wertorienterte Anleger
wie Templeton, Unternehmen mit kontinuierlichem Wachstum ausfindig
zu machen, die entweder von anderen Investoren übersehen wurden oder
die momentan gerade "aus der Mode" sind. Gleichzeitig bieten die
hohen Dividendenerträge und die solide Vermögensbasis dieser
Unternehmen einen gewissen Schutz vor größeren
Kursverlusten. Der
Beweis
Die abgebildeten Grafiken zeigen am Beispiel der
Referenzindizes S&P/Barra Value Index (wertorientiert) und
S&P/Barra Growth Index (wachstumsorientiert), wie sich eine
hypothetische Anlage von jeweils 10.000 USD in wertorientierte und
wachstumsorientierte Aktien über einen Zeitraum von 5, 10 und 20
Jahren seit 1977 entwickelt hat. 

Fazit
Beide Anlagestrategien haben natürlich ihre
Berechtigung und es hängt auch immer von der Risikobereitschaft und
den Anlagezielen des jeweiligen Anlegers ab, ob er sich auf eine
Anlagestrategie konzentriert oder ob er sein Portfolio mithilfe
beider Anlagestrategien diversifiziert. Es muss allerdings immer
damit gerechnet werden, dass die eine oder andere Anlagestrategie
zeitweise außer Mode gerät. Da der Schwerpunkt der wertorienterten
Anlagestrategie auf unbeliebten und zeitweise unbeachteten Aktien
liegt, ist sie gerade in Hausse-Zeiten weniger erfolgreich. Im
derzeitigen Börsenumfeld jedoch profitieren Substanzwerte eindeutig
gegenüber den Wachstumswerten. Gerade für langfristig ausgerichtete
Investitionen eignet sich die wertorientierte Anlagestrategie
hervorragend. Risikohinweis: Quelle: S&P and
Barra Inc. (ein Investment-Technologie- und Beratungs- unternehmen).
Der S&P/Barra Value Index enthält Wertpapiere mit tendenziell
niedrigen Kurs/Gewinn-Verhältnissen, hohen Dividendenrenditen und
niedrigem historischem sowie erwartetem Gewinnwachstum. Der
S&P/Barra Growth Index enthält Unterneh- men mit höheren
Kurs/Gewinn-Verhältnissen, niedrigen Ausschüttungen und hohen
Gewinnerwartungen. Die Gesamtrenditen beinhalten reinvestierte
Ausschüttungen. Die Indizes werden nicht gemanagt, und man kann
nicht direkt in einen Index investieren. Die Performance der
Vergangenheit ist keine Garantie für die zukünftige Entwicklung.
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